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Institut für Erziehungswissenschaft

Forschungsstelle «Historische und vergleichende Kindheits- und Jugendforschung»

Mädchen mit Hase

Quelle: Hermann-Kaulbach-Bilderbuch, Stuttgart 1917, S. 65

 

Innerhalb der Kindheits- und Jugendforschung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine bestimmte Sichtweise von Kindheit und Jugend etabliert, die als Kindheits- und Jugendsoziologie bezeichnet wird. In dieser Perspektive werden Kindheit und Jugend als soziale und kulturelle Phänomene verstanden, d.h. als etwas, das durch gesellschaftliche Strukturierungen, Aushandlungen und Bedeutungszuschreibungen zustande kommt. Solche Strukturierungen, Aushandlungen und Bedeutungszuschreibungen sind keinesfalls konstant, sondern sie verändern sich im Laufe der Zeit. Dementsprechend sind auch Kindheit und Jugend als etwas Wandelbares zu sehen. Ausgehend von dieser Prämisse hat sich in den letzten Jahren vor allem die Kindheitsgeschichte, weniger stark auch die Jugendgeschichte, als interdisziplinäres Forschungsfeld entwickelt.

In diesem grösseren Forschungszusammenhang, der auch als Kulturgeschichte der Kindheit und Jugend bezeichnet werden kann, ist das Profil der Forschungsstelle verortet. Dabei steht nicht nur eine zeitlich, sondern auch räumlich vergleichende Analyse von Kindheit und Jugend im Fokus des Interesses. D.h. eine Analyse, die einen längeren Zeitraum in den Blick nimmt und die nach transnationalen Verflechtungen und Zirkulation von Wissensbeständen fragt.

Einen besonderen thematischen Schwerpunkt bilden Theorien, Konzepte und Vorstellungen von «A/Normalität», die im Zusammenhang mit Erziehung, Bildung und Schule spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend wichtig wurden. Untersucht werden sonder- und sozialpädagogischen Angebote und Einrichtungen, die ergänzend zur Volksschule auf- und ausgebaut wurden, Debatten über Erzieh- respektive Bildbarkeit «anormaler» Kinder und Jugendlicher sowie Begrifflichkeiten und Kategorien, die im Laufe der Zeit geschaffen wurden, um diese Kinder und Jugendlichen zu bezeichnen und «einzuordnen». Damit verbunden werden auch Fragen gesellschaftlicher und schulischer Exklusion/Inklusion behandelt.